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15 Jahre Crostwitzer Schulstreik – diese Aktion von historischer Größe hat Spuren über Schulpolitik hinaus hinterlassen

08.08.2016

Am 9. August jährt sich der als Crostwitzer Schulstreik bekannt gewordene Protest der Sorben gegen die Schließung der sorbischen Mittelschule Crostwitz zum 15. Mal. Dazu erklärt Heiko Kosel, sorbenpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE im Sächsischen Landtag:

 

Nach den Worten des Schriftstellers Jurij Koch handelte es sich dabei um die größte politische Aktion der Sorbinnen und Sorben zur Verteidigung ihrer Rechte seit über zweihundert Jahren. Der Crostwitzer Schulstreik war die Antwort der Sorben auf den Versuch der Auflösung des sorbischen Schulnetzes. Denn schließlich ging es nicht nur um die Schließung der sorbischen Mittelschule in Crostwitz, sondern es galt Pläne des sächsischen Kultusministeriums abzuwehren, die darauf abzielten,  zwei Drittel der damals bestehenden sorbischen Mittelschulen zu schließen (vier von sechs).

 

Zwar konnte die Crostwitzer Schule nicht erhalten werden und auch die sorbische Mittelschule in Panschwitz-Kuckau fiel den sächsischen Schließungsplänen zum Opfer, aber weiteren Schließungsabsichten wurde – im Falle von Radibor allerdings erst mit Hilfe der Gerichte – erfolgreich ein Riegel vorgeschoben.

 

Dass es heute wenigstens vier und nicht nur zwei sorbische Mittelschulen (bzw. seit 2013 Oberschulen) gibt, ist den mutigen Akteuren des Crostwitzer Schulstreiks zu verdanken.

Der Crostwitzer Schulstreik hat aber auch außerhalb der Schulpolitik Spuren hinterlassen: Das Selbstbewusstsein der Sorben wurde gestärkt – hierzu sind die Bemühungen des sorbischen Vereins „Stup dale“ zu sorbischsprachigen Bildungsmöglichkeiten in Dresden nur ein Beispiel. Aber auch das Interesse an den Sorben und die Solidarität mit ihnen erhielten bundesweit und international eine neue Qualität. Die sich daraus ergebenen Stipendien der tschechischen Regierung für sorbische Studieninteressenten seien als nur ein Beleg dafür angeführt.

 

Nun geht es darum, Schlussfolgerungen des Schulstreiks für die  gerade stattfindende Debatte zur  Novellierung des sächsischen Schulgesetzes zu ziehen und zu analysieren, inwieweit  die Schulgesetznovelle überhaupt auf die damals grundsätzlich gestellten Forderungen eingeht und in welchem Maße die Belange der Sorben in dieser Frage berücksichtigt werden. Gleichzeitig müssen wir auch über die Impulse des Crostwitzer Schulstreiks diskutieren, die bis über die Grenzen Sachsens und dessen Schulpolitik hinausreichten.

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