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Ausbildung des sorbisch-wendischen akademischen Nachwuchses in Sachsen / Brandenburg stärken

06.12.2016

Zum 12. Mal führten die Linksfraktionen im Sächsischen Landtag und im Landtag Brandenburg gemeinsam einen Sorbischen Tag durch – diesmal erstmals außerhalb des angestammten  Siedlungsgebietes, in Leipzig am Sitz des Sorbischen Instituts. Dazu erklären der Sprecher für Angelegenheiten des sorbischen Volkes in der sächsischen Fraktion Heiko Kosel und die minderheitenpolitische Sprecherin der Brandenburger Fraktion Anke Schwarzenberg:

 

Leipzig wird auch in Zukunft der wichtigste Standort für die Ausbildung des akademischen Nachwuchses der Sorben/Wenden in Brandenburg und Sachsen sein - darin waren sich die Teilnehmer des 12. Sorbischen Tages einig. Die Linksfraktionen werden sich dafür einsetzen, dass dafür die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden. Ungeachtet dessen sind auch dezentrale Angebote in der Ober- und Niederlausitz zu entwickeln bzw. auszubauen, insbesondere im Bereich der Weiterbildung von Lehrkräften, Erzieherinnen und Erziehern sowie Beschäftigten für die kommunale und Landesverwaltung. Die sorbischen Verbände/Institutionen ihrerseits müssen durch eine langfristige Personalplanung gerade jungen Menschen eine Perspektive in ihrer Heimat geben.

Als prioritär für den Erhalt der ober- wie der niedersorbischen Sprache und Kultur sehen beide Fraktionen die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern an. Dabei stehen vor allem folgende Aufgaben im Mittelpunkt:

·         Die Länder und die sorbischen/wendischen Vereine/Institutionen müssen mehr dafür tun, junge Menschen für ein akademisches Studium zu gewinnen. Insbesondere der in Sachsen festgestellte Bedarf an 99 sorbischen Lehrkräften bis 2025 macht die Größe der Aufgabe deutlich. In Brandenburg muss eine solche Bedarfsanalyse bald erarbeitet werden.

·         Da gegenwärtig das sorbische Schulwesen weniger durch niedrige Schülerzahlen, als vielmehr durch Lehrermangel in Frage gestellt ist, fordern beide Fraktionen ein klares Bekenntnis der zuständigen Ministerien, dass der aktuelle Lehrermangel nicht für Einschnitte in das sorbische Schulwesen missbraucht wird.

·         Die Qualität der Ausbildung in Leipzig muss auf den konkreten Bedarf in der Ober- und Niederlausitz ausgerichtet sein. Mit der Finanzierung einer zusätzlichen halben Stelle für Didaktik Niedersorbisch hat Brandenburg eine Vorleistung erbracht - wir verbinden damit die Hoffnung auf die Verbesserung der Qualität der Ausbildung von Niedersorbisch-Lehrkräften.

·         Ein wichtiger Schwerpunkt der Aus- und Weiterbildung muss die Vorbereitung geschulten Personals für den bilingualen Fachunterricht sein.

·         Besondere Beachtung verdient die sprachliche und pädagogische Qualifizierung von Quereinsteigern in den Lehrerberuf, sowohl für den Sorbischunterricht als auch für den bilingualen Unterricht – hierfür werden spezielle Programme benötigt.

·         Die Länder müssen verhindern, dass Lehrerstudenten wegen fehlender Referendariatsplätze in andere Bundesländer abwandern und damit künftig in der Regel für die Schulen im Siedlungsgebiet nicht mehr zur Verfügung stehen. Beide Länder sollten dafür eine abgestimmte Strategie entwickeln und umsetzen. Einzelfall-Entscheidungen, wie jüngst in Brandenburg, werten wir positiv, sie lösen aber das Problem nicht.

·         Beide Länder müssen mehr dafür tun, dass die Absolventen der Lehrerbildungseinrichtungen in Brandenburg und Sachsen mehr über die Kultur und Geschichte der Sorben/Wenden als anerkannter Minderheit wissen. Fakultative Angebote – wie gegenwärtig an der Uni Potsdam – sind hilfreich, reichen aber nicht aus, um die Anforderungen der Sorbengesetze zu erfüllen.

Beide Fraktionen drückten ihre Erwartung aus, dass das in der Erarbeitung befindliche Sächsische Schulgesetz die Belange des sorbischen Volkes adäquat widerspiegelt und in Brandenburg bald eine neue Neufassung der Sorben/Wenden-Schul-Verordnung in Kraft tritt, die den hohen Ansprüchen des neuen Sorben/Wenden-Gesetzes entspricht.

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