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Jetzt Ja zu sorbischer Sprachschule für Erwachsene!

22.06.2017

Zu „Sorbische Sprache und Kultur weiter konsequent fördern“ (Parlaments-Drucksache 6/9816) erklärt Heiko Kosel, Sprecher für Sorbenpolitik der Fraktion DIE LINKE (Rede):

 

Gerade erst berichtete laut „Sächsische Zeitung“ eine Schülerin auf dem sorbischen evangelischen Heimattag in Spreewitz: „Nach der Grundschule Sorbisch weiter zu lernen, ist schwierig (…) Im Raum Hoyerswerda gibt es keine Schule, die Sorbisch durchgängig bis Klasse 10 oder bis Klasse 12 unterrichtet.“ Das ist kaum die im Antrag behauptete konsequente Förderung.

 

Auch das Problem des Mangels an sorbisch-muttersprachigen Lehrern, welches durchaus zum Aussterben der sorbischen Sprache in den nächsten Generationen führen kann, ist nach wie vor ungelöst. Erst vor kurzem wurde mir persönlich in mehreren Gesprächen berichtet, dass sich sorbisch-muttersprachige Seiteneinsteiger für den Lehrerberuf bei der Sächsischen Bildungsagentur in der Regionalstelle Bautzen kaum willkommen fühlen und einzelne Mitarbeiter dort die Auffassung vertreten, es sei das Problem der Sorben, wenn sie keine Lehrer haben. Auch das ist wohl keine konsequente Förderung der sorbischen Sprache und Kultur. Hier ist eine Schulung einiger Bildungsagentur-Mitarbeiter notwendig.

 

Und ich erinnere auch noch einmal an die Schließung sorbischer Grundschulen in Crostwitz und Panschwitz-Kuckau in den Jahren 2003 und 2007, trotz massivster Proteste vor Ort, weil die Schülerzahl minimal unterschritten wurde und der gleiche Maßstab angelegt wurde, wie an Schulen der Mehrheitsbevölkerung. Auch das ist keine konsequente Förderung, sondern Missachtung von Minderheitenrechten. Eltern müssen bis heute darum kämpfen, dass den Kindern der Weg zur gewünschten sorbischen Schule im gebotenen Umfang kofinanziert wird.

 

Es werden unbescholtene Sorbinnen und Sorben strafrechtlich verfolgt, weil sie friedlich gegen Kaolinabbau in ihrer Region protestieren. Und es wurde eine Vielzahl sorbenfeindlicher Straftaten zuerst lange Zeit nicht ernst genommen, dann verharmlost und später im Ergebnis kaum geahndet. Solange sich Sorben in einer permanenten Rechtfertigungssituation befinden, wenn es um den Erhalt ihres Siedlungsgebietes, die Sprachvermittlung an den Schulen oder die Berücksichtigung der Zweisprachigkeit in der Öffentlichkeit und vor Behörden und Gerichten geht, dann kann kaum von konsequenter Förderung gesprochen werden.

 

Was wir brauchen, ist eine baldige Entscheidung für ein konkretes Sprachförderprojekt, die Neugründung einer Sprachschule für Erwachsene auch in der Oberlausitz, das schon jetzt von breitem Konsens getragen wird. Wir wünschen uns mehr konkrete minderheitenpolitische Früchte, damit nicht der Eindruck von Dokumenten-Placebos entsteht.

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