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„Sprache ist Zukunft“: 13. Sorbischer Tag der Linksfraktionen Brandenburg und Sachsen mit Impulsen für Bildungspolitik

15.05.2018

Unter dem Motto „Sprache ist Zukunft“ trafen sich in Cottbus/Chóśebuz Vertreter*innen der Linksfraktionen im Landtag Brandenburg und im Sächsischen Landtag sowie von Gremien und Institutionen des sorbischen/wendischen Volkes zum 13. Sorbischen Tag.

 

Im Mittelpunkt der regelmäßig stattfindenden ganztägigen Beratung standen diesmal Ansätze für das sorbische / wendische Bildungswesen in beiden Bundesländern.

Mit dem neuen Sorben/Wenden-Gesetz und der Vereinbarung mit den Niederdeutsch-Sprechenden hat das Land Brandenburg wichtige Weichenstellungen für Erhalt und Revitalisierung von Regional- und Minderheitensprachen geleistet. Eine Vereinbarung mit dem Landesverband Deutscher Sinti und Roma steht bevor.

 

Der sorbische LINKE-Landtagsabgeordnete, Heiko Kosel, Sprecher für nationale Minderheiten seiner Fraktion, sagt dazu: „Brandenburg hat inzwischen gegenüber Sachsen eine Vorreiterrolle bei der Stärkung der Verankerung der Rechte von Menschen, deren Sprachen und Kultur seit Jahrhunderten bzw. Jahrtausenden unsere Heimat prägen und auch im 21. Jahrhundert die ganze Gesellschaft bereichern. Ein Blick über die Landesgrenze könnte auch die sächsische Landespolitik beflügeln. Meine Fraktion wird die heutige Diskussion gründlich auswerten und entsprechend von ihrem Antrags- und Initiativrecht Gebrauch machen.“

 

Bildung nimmt eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung der Europäischen Minderheitenabkommen, des Rahmenübereinkommens zum Schutz nationaler Minderheiten und der Europäischen Sprachencharta ein. Dazu erklärt Anke Schwarzenberg, Sprecherin der Linksfraktion Brandenburg für Minderheitenpolitik: „Die Monitoring-Berichte zeigen, dass in beiden Ländern noch viel zu tun ist. Wir sind uns als Teil der rot-roten Koalition in Brandenburg bewusst, dass wir bei Gesetzgebung, Verwaltungsregeln und vor allem bei den Rahmenbedingungen für frühkindliche und schulische Bildungseinrichtungen anhaltend großen Handlungsbedarf haben. DIE LINKE bleibt auch in Zukunft der Garant dafür, dass die bestmögliche Förderung der niedersorbischen Sprache weit oben auf der politischen Agenda steht.“

 

Einigkeit besteht darin, dass bei „Witaj“ in Kindertagesstätten, der Vermittlung der jeweiligen sorbischen Sprache in der frühkindlichen Bildung, in beiden Ländern „Nachsteuerungsbedarf“ besteht, um dem in den Landesverfassungen festgelegten Auftrag noch besser nachzukommen. Die Bemühungen des Sorbischen/Wendischen Aktionsnetzwerkes in Brandenburg zur Etablierung einer angemessenen Beteiligung des Landes werden vonseiten der LINKEN ausdrücklich unterstützt. Für entsprechende Veränderungen wolle man sich auch in Sachsen einsetzen.

 

Zu schulpolitischen Fragen im Interesse des sorbischen/wendischen Volkes erklären Kathrin Dannenberg, Sprecherin der Linksfraktion Brandenburg für Bildungspolitik, und Cornelia Falken, bildungspolitische Sprecher der Linksfraktion im Sächsischen Landtag: „An sorbischen Schulen sollte die namensgebende Sprache auch Umgangssprache sein. Dazu bedarf es erheblicher Anstrengungen bei der Fortbildung von Lehrkräften, der Gestaltung der Lehr- und Unterrichtspläne und der begleitenden Öffentlichkeitsarbeit, um nach Jahrhunderten, in denen Nieder- und Obersorbisch unterdrückt wurden, das Prestige dieser Sprachen zu steigern und althergebrachte Minderwertigkeitskomplexe zu überwinden.“

 

Auf dem Sorbischen Tag haben sich beide Fraktionen auf länderübergreifende Ziele verständigt. Dazu Anke Schwarzenberg und Heiko Kosel: „Wo Eltern wollen, dass ihre Kinder Sorbisch lernen, darf dies nicht an Mindestzahlen für Lerngruppen scheitern. Die Gewinnung von pädagogischem Nachwuchs auf muttersprachlichem Niveau ist eine Daueraufgabe. Dabei darf die Integration von Lehrkräften aus Tschechien oder Polen nicht an der Kultusbürokratie scheitern, wie das gerade in Sachsen geschehen ist. Last but not least: Das Wissen über die sorbische/wendische Geschichte und Kultur hat seit 1990 in der Schülerschaft beider Bundesländer stark abgenommen. Hier muss im Schulunterricht nachgelegt werden, denn solche Kenntnisse sind unverzichtbarer Bestandteil des Allgemeinwissens einer Gesellschaft der Toleranz und des gegenseitigen Respekts.“

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