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Umgang der Landespolitik mit Belangen des sorbischen Volkes in Brandenburg ist Vorbild für Sachsen

10.12.2015

Zur gestrigen Hauptausschusssitzung im Brandenburgischen Landtag, die sich u.a. mit der Aufnahme von Städten und Gemeinden ins sorbisch/wendische Siedlungsgebiet befasste, erklärt der sorbische Abgeordnete der Linksfraktion im Sächsischen Landtag, Heiko Kosel, der an den Beratungen in Potsdam teilgenommen hatte:

„Die rot-rote Novelle des Sorben/Wenden-Gesetzes hat seit 2014 in Brandenburg die Impulse für eine vertiefte Selbstverständigung der sorbischen/wendischen und deutschen Bewohner des brandenburgischen Teils der Lausitz zur Perspektive ihrer bikulturellen Region gesetzt. Bereits bei der erstmalig direkt und landesweit durchgeführten Wahl des Sorben-/Wendenrates war das deutlich zu spüren. Jetzt hat der Hauptausschuss des Landtags Brandenburg der Feststellung der Zugehörigkeit der brandenburgischen Gemeinde Wiesengrund/Łukojce zum angestammten Siedlungsgebiet der Sorben/Wenden einstimmig zugestimmt. Grundlage hierfür war ein ebenfalls einstimmig gestellter Antrag dieser Gemeinde.

Auch ich habe an dieser Hauptausschusssitzung teilgenommen und empfand die Debatte als durchweg angenehm, demokratisch und transparent. Die Entscheidung des Hauptausschusses kann als historisch bezeichnet werden. Auch die Anträge zwei weiterer Gemeinden werden in den nächsten Monaten geprüft. Die antragstellenden Gemeinden dokumentieren damit nicht nur den Willen, die verfassungsmäßigen Rechte der Angehörigen des sorbischen/wendischen Volkes zu schützen, sondern erklären damit auch, dass sie sich dafür einsetzen, sorbisch / wendische Traditionen und die Sprache für die örtliche Gemeinschaft noch stärker erlebbar zu machen. Solche unter starker Einbeziehung der Einwohnerschaft gefällten Entscheidungen sind beispielhaft und machen Mut.

Auch die sächsischen Gemeinden und Städte, in denen die sorbische Sprache heute noch gesprochen wird und/oder in denen sorbische/wendische Traditionen gepflegt werden, möchte ich ausdrücklich ermutigen, sich die eigenen geschichtlichen Traditionen zu vergegenwärtigenwobei es in Sachsen nicht primär um eine Erweiterung des sorbischen Siedlungsgebietes geht.

Für eine offene und konstruktive Debatte über die Zukunft und die Potentiale der sorbischen Sprache und Kultur in Sachsen zur Ausgestaltung des deutsch-sorbischen Miteinanders vor Ort vermisse ich im Freistaat gegenwärtig die notwendigen Impulse und Rahmenbedingungen seitens der Staatsregierung. Dies ist umso bedauerlicher, da sich aus der deutsch-sorbischen Debatte auch wertvolle Anregungen für das Miteinander von Menschen unterschiedlicher Sprache und Kultur allgemein ergeben könnten. Hier wird mehrfach politisches Potential verschenkt.“   

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