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Sorbische Sprachräume gehen zurück – auch in Sachsen unverzüglich sorbisches Bildungswesen evaluieren!

22.01.2019

Die Vertreter der sorbischen Institutionen wandten sich mit einem Brief an Sachsens Kultusminister Christian Piwarz und die für Bildung zuständige brandenburgische Ministerin Britta Ernst, in dem sie geeignete Maßnahmen für Aufbau und Stabilisierung sorbischer Sprachsubstanz fordern. Eine jüngst veröffentlichte Evaluation des sorbischen Bildungswesens in Brandenburg hatte erhebliche Defizite offenbart. Dazu erklärt der Sprecher der Fraktion DIE LINKE im Sächsischen Landtag für nationale Minderheiten, Heiko Kosel:

 

Die Vereinten Nationen haben das Kalenderjahr 2019 zum „Jahr der indigenen Sprachen“ erklärt, um auf die Gefährdung der indigenen Sprachen hinzuweisen. Die Sorben sind nach der Rechtsdefinition im Teil I Artikel 1 b) des Übereinkommens 169 der ILO, einer UN-Organisation, in welchem der Begriff der indigenen Völker definiert ist, ein indigenes Volk. Nach UNESCO Angaben gelten 2.680 der derzeit weltweit noch 7.000 aktiv angewandten Sprachen als gefährdet. Im Atlas der gefährdeten Sprachen der UNESCO sind Niedersorbisch und Obersorbisch in der Stufe 2 als gefährdet eingestuft, d.h. dass die Sprache von immer weniger Sprechern als Muttersprache erlernt wird und innerhalb weniger Generationen auszusterben droht.

 

Diese Einschätzung zeigt, dass das Recht des sorbischen Volkes auf die eigene Sprache bisher qualitativ unzureichend umgesetzt worden ist. Der Verfassungsauftrag aus Artikel 6 Abs. 1 der Sächsischen Verfassung, dass der Freistaat das Recht auf Pflege und Entwicklung der sorbischen Sprache gewährleistet und schützt, wird erkennbar nicht erfüllt. In diesem Kontext steht auch der Brief der Leiter der sorbischen Institutionen, in welchem sie die Sorge über den Rückgang der Zahl derer, die die sorbische/wendische Sprache auf hohem Niveau beherrschen, beklagen. Sie fordern von der Politik als ersten Schritt die Ermittlung der Ursachen, um anschließend geeignete Maßnahmen zu konzipieren, welche dem Rückgang der sorbischen Sprachräume entgegenwirken. Für Sachsen fordere ich daher unverzüglich nach Brandenburger Muster eine Evaluierung der Qualität des sorbischen Bildungswesens.

 

Auch der Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe des Deutschen Bundestages stellte in seiner Sitzung am 28. November 2018 gemeinsam mit sieben Sachverständigen fest, dass die ethnischen Minderheiten vielfältigen Bedrohungen ausgesetzt sind. Wir als LINKE fordern daher einerseits die Ratifizierung des Übereinkommens 169 der ILO, als auch für das Siedlungsgebiet der Sorben, das Bildungssystem konsequent zu reformieren, damit die sorbische Sprache von Kindheit an bis zum Abschluss des Studiums höheren Stellenwert bekommt. Die Schaffung von sorbischen Sprachräumen hat auch den Charakter einer Wiedergutmachung für die Zurückdrängung sorbischer Sprachräume durch die Abbaggerung sorbischer Dörfer.

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